Linienrichter entscheidet Pokalspiel
Die Zuschauer hatten sich schon auf ein Elfmeterschießen eingestellt – eine Minute vor Spielende waren Spiel und Spielergebnis des Kreispokalspiels zwischen dem VfR Groß-Gerau und dem Ginsheimer VfB ausgeglichen. In jener 89. Spielminute wurde der Groß-Gerauer Toregarant Fabio di Leo im 16 Meter-Raum angespielt. Sein scharfer Schuss traf die Unterkante der Latte und der Ball dotzte in Wembleymanier ins Spielfeld zurück. Der tornahe Linienrichter hob die Fahne und signalisierte “Tor”. Jetzt ist es müßig darüber zu philosophieren, ob ein derartiger Schussverlauf physikalisch mit einer Ballüberschreitung der Torlinie erklärt werden kann – noch weniger erklärbar ist, wie ein Linienrichter, der in Höhe des Strafraums, also nicht auf der Grundlinie stehend, einen in Bruchteilen von Sekunden fliegenden Ball mit ganzem Durchmesser über der Torlinie gesehen haben will. So kam es sicher auch einmal zu den geflügelten Worten: “erst hatten wir kein Glück – dann kam auch noch Pech dazu”. Letztlich passt das alles ins Bild einer Mannschaft, die seit Wochen leidenschaftlich um den Erfolg kämpft – und wenn es am Ende der Gegner nicht schafft, der Schiedsrichter der Spiel entscheidet.
Aber zurück auf Anfang. Der VfR ließ einigen Akteuren der zweiten Reihe den Vortritt im Pokal und trat nicht gleich in Bestbesetzung an, dem VfB ist dieser Luxus momentan nicht vergönnt, alle einsatzfähigen Spieler waren an Bord. Lediglich im Tor gab es den Wechsel zu Freddy Erb, der wie immer verlässlich hielt und Mihai Gropeanu musste aufgrund seiner Schulterverletzung aus Wald-Michelbach ersetzt werden. Groß-Gerau kontrollierte mit dem Selbstbewusstsein eines Tabellenzweiten der Gruppenliga das Spiel ohne in der Spitze Zählbares herauszuspielen. Dazu war die VfB-Abwehr an diesem Tag zu gut sortiert und mit 0:0 wurden die Seiten gewechselt.
In Hälfte zwei zunächst das gleiche Bild bis Innenverteidiger Dennis Nemeth der Ball, beim Versuch ihn vor dem 16xMeter-Raum wegzuschlagen, über den Spann rutschte und dem Ex-VfB-ler Uwe Hesse vor die Füße fiel. Die VfB-Abwehr war überrascht, weil schon auf Angriffsmodus umschaltend, so dass Hesse leicht durch den Strafraum marschieren konnte und den Ball an Freddy Erb zum 1:0 ins Tor schob (66.). Trainer Melunovic reagierte mit zwei frischen Angreifern und brachte Sungmo Hwang und Yujun Joo ins Spiel. In der Schlussviertelstunde fand das Spiel bis auf gelegentliche Konter in der Groß-Gerauer Hälfte statt. Hwang setzte sich eins ums andere Mal auf dem linken Flügel durch und eine seiner Hereingaben veredelte Eray Öztürk mit einem Kopfballtreffer unter die Latte (87.).
Der Rest ist bereits erzählt und positiv ist mitzunehmen, dass sich das Melunovic-Team gegenüber dem Vorsonntag nochmals steigern konnte. Nun gilt es jeden noch so kleinen positiven Trend mitzunehmen, damit sich Team und Umfeld auch einmal für alle Bemühungen mit Zählbarem belohnt.