Schwarzes VfB-Wochenende

Im Schnitt 8 Tore pro Spiel, das kennt man beim VfB, bei den Kurzfeldmannschaften und meistens auf der Habenseite. Bislang nicht bekannt war das bei den Senioren, insbesondere bei einer Mannschaft, die in den letzten Jahren für den Blick Richtung Tabellenspitze bekannt war. Wie ist das zu erklären?

Allgemein ist die momentane Situation an einer Anzahl von Ausfällen festzumachen, die es selten in der Vereinsgeschichte gab, aber wenigstens einmal zum Abstieg geführt hat. Knochenbrüche, Bänder- und Meniskusrisse, Corona-Quarantänen, Todesfall, Schichtarbeit, Sperren – eigentlich hätten wenigstens zwei Spiele aus Personalmangel abgesagt werden müssen. Lediglich der breiten Vereinsaufstellung bis zur U19 ist es zu verdanken, dass durch Verschieben von Spielern im Rahmen der Regularien alle Seniorenteams antreten konnten – wettbewerbsfähig waren die meisten Mannschaften nicht.

1. Hanauer FC – VfB Ginsheim 3:0 (1:0)

Am Besten schlug sich unsere 1. Mannschaft, die allerdings am wenigstens unter Ausfällen zu leiden hatte. Der Rundenauftakt in Hanau war das erwartet schwere Auftaktspiel in einer Sequenz von Spielen, die Wochenende für Wochendende Endspielcharakter haben werden. Unter dem Strich machte die Cleverness der Einzelspieler den Unterschied. Im Vergleich zu den Vorbereitungsspielen war dem extrem jungen VfB-Team die Nervosität beim ersten Punktspiel anzumerken. Das Spiel des Hanauer FC war einfach aber effektiv strukturiert: Den Ball hinten lange halten und dann mit einem Pass in die Tiefe auf Fehler der VfB-Abwehr warten, der bei dem tiefen und unebenen Rasen immer möglich war. Gewürzt mit der besagten Cleverness, so wie beim 1:0 (26.) bei dem sich ein Hanauer zwischen den Innenverteidigern Akoto und Redl geschickt fallen ließ und der fragwürdige Freistoß an der Strafraumgrenze genau in die untere Ecke geschlenzt wurde. Das 2:0 (76.), das wieder von einem langen Ball eingeleitet wurde, resultierte aus einem Pressschlag mit dem jungen Fiandaca bei dem der Hanauer Bejic Sieger blieb, davon zog und aus spitzem Winkel einschoss. Das 3:0 in der 90. Spielminute war dann nicht mehr von Belang, erwähnenswert nur deshalb, weil eine Fehlerkette voran ging, bei der nur eine konsequente Klärung gereicht hätte um den dritten Treffer zu vermeiden.

Der Mannschaft muss man den Willen attestieren, was sich auch in der Trainingsarbeit widerspiegelt. Wenn genauso konsequent weitergearbeitet wird, werden sich auch wieder bessere Tage beim VfB einstellen. Am kommenden Sonntag kommt gleich der nächste dicke Brocken in Form des KSV Baunatal. Das Spiel wird auf dem Kunstrasenplatz ausgetragen und am kommenden Dienstag fährt das Melunovic-Team zum Kreispokal-Viertelfinale nach Büttelborn, Anstoß ist um 19 Uhr 30. Unsere Mannschaft freut sich auf zahlreiche Unterstützung der VfB-Fans bei beiden Spielen.

Eintracht Wald-Michalbach – VfB Ginsheim U23 9:1 (5:1)

Personell auf dem letzten Loch pfeifend, war bei der hohen Anzahl von Ausfällen kein wettbewerbsfähiges Team aufzustellen. Ein Mix aus 4 Mannschaften machte überhaupt nur das Antreten möglich. 10 Minuten spielte die U23 sehr gut mit, bevor die hohe Niederlage ihren Lauf nahm. Aufgegeben hat sich die Mannschaft nicht, mit hoher Laufleistung stemmte sich das Team gegen die Niederlage. Der unermüdliche Eray Öztürk, Berat Karabey und Brad Ripplinger sorgten immer für Entlastung und dem emsigen Öztürk war es dann auch vorbehalten den VfB-Treffer des Tages zu erzielen.

Aufgrund der teilweise schweren Verletzungen ist mit einer kuzfristigen Entspannung der Lage nicht zu rechnen.

VfB Ginsheim U21 – VfR Groß-Gerau II 1:12

Ein ähnliches Bild bei der U21, praktisch ohne Auswechsler mit dem letzten zu Verfügung stehenden Spielern musste das zweite Spiel der Rückrunde bestritten werden. Zwar hatte der VfR II mit Nils Beisser einen Gruppenligastürmer mit Trefferqualitäten in ihrem B-Liga-Team aufgeboten, nötig war das an diesem Sonntag aber nicht. Der VfB, sicher extrem ersatzgeschwächt, ließ jegliche Gegenwehr vermissen, womit auch die Höhe des Ergebnisses nicht verwundern konnte. Der Blick Richtung Tabellenspitze, der bis zum Ende der Vorrunde dort hin gerichtet wurde, ist passé. Letztlich geht es nur noch darum eine Runde ordentlich zu Ende zu spielen. Ob das gelingt ist zumindest seit dem Beginn der Rückrundenvorbereitung fraglich.

Generell wirft die aktuelle Entwicklung neue Fragen auf. Bis zum Ende des vergangenen Jahres waren zumindest beim VfB Ginsheim keine gravierend negativen Auswirkungen einer bis dahin zwei Jahre anhaltenden Pandemie erkennbar. Nun zeigen sich erste Langzeitwirkungen. Körperlich ist die lange Zeit sicher unbeschadet überstanden worden, aber was die Pandemie noch alles mit uns gemacht hat, ist noch nicht abzusehen. Nun gilt es sich auf eine neue Situation neu einzustellen. Die Zeiten, in denen sich im Fußball Dinge automatisch ergeben haben und ein Ablauf über viele Jahrzehnte unverändert war, ist vorbei. Permanente Negativschlagzeilen wie Pandemie, Krieg in Europa, Klimakrise, Kostensteigerungen und, und, und zermürben den Menschen. Neue Antworten sind gefragt – vielleicht nicht alleine beim VfB Ginsheim.